VON MARTIN MÜNZBERGER
Mit dem Begriff „Legende“ sollte vorsichtig umgegangen werden, im Falle von
Hinrich „Hein“ Arians, der am Donnerstag im Alter von 84 Jahren einem
Krebsleiden erlag, kann es aber keinen anderen Begriff zur Beschreibung
geben. Der in Heidmühle
aufgewachsene langjährige Trainer der Leichtathletik-Gemeinschaft
Wilhelmshaven (LGW) und Ex-Frisch-auf-Fußballer war in den fünfziger und
sechziger Jahren ein national erfolgreicher Mittel- und Langstreckler. Vier
Deutsche Meisterschaften im Marathon in der Mannschaftswertung legen davon
Zeugnis ab. Zwischen 1959 und 1964 gehörte Arians – spätere
Marathon-Bestzeit: 2:24:14,8 Stunden – dem Team des
Deutschen-Leichtathletik-Verbandes an. Groß geworden ist Arians, der jeden
Trainingskilometer und jede Zeit seit 1943 seinem „Sport-Tagebuch“
anvertraute, wie in den WZ-Bänden zur Wilhelmshavener Sportgeschichte
nachzulesen ist. in einer Zeit, in der Spikes auf Leihbasis weitergereicht
wurden und ein Sieger schon einmal mit einem Fass Heringe oder einer
Blumenkohlsuppe nach Hause gehen konnte. Diese einfachen (Sport)-Verhältnisse
hat der Wilhelmshavener, der DLV-Bestennadeln sammelte wie andere Ü-Eier, nie
vergessen. Sein besonderes Interesse galt nach seiner aktiven Zeit der
Jugendförderung. 1973 übernahm Hein Arians das Nachwuchstraining; viele
Top-Leute wie Georg Diettrich und Uwe Heidner oder Imke Schiersch und Ulla
Paga sind durch seine Hände gegangen. Abseits aller sportlichen Meriten und
Ehrungen durch Verbände und die Stadt wird der Wilhelmshavener allen, die mit
ihm Umgang hatten, aber auch als zutiefst bescheidener und zurückhaltender
Mensch in Erinnerung bleiben. Große Auftritte waren nie die Sache des
langjährigen Olympianers, der sich fast 35 Jahre lang – und fast bis zuletzt
– um die LGW-Pressearbeit kümmerte. In dieser Zeit war er immer wieder ein
gern gesehener Gast in der WZ-Sportredaktion – immer mit den obligatorischen
Bonbons in der Tasche, die er dann zum Abschied verteilte. Auf das Kürzel
„ar“ in den Leichtathletik-Artikeln werden WZ-Leser künftig verzichten
müssen, die Sportredaktion auf ein personifiziertes Leichtathletik-Gedächtnis
und einen jederzeit angenehmen Gesprächspartner.
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